Es gibt Karten, die man ziehen kann.
Kalenderblätter, die man abreißt.
Coachingsitzungen,
die vorschlagen,
was heute glücklich machen könnte.
Oder was man wieder einmal fühlen sollte.
Impulse für den Alltag.
Anleitungen für das Innere.
Vorschläge,
was fühlbar sein könnte.
Und ich frage mich:
Kann ein Mensch
nicht mehr selbst entscheiden,
was er fühlen darf,
soll—
oder einfach will?
Muss man einem lebendigen Wesen
mit Seele
eine Gebrauchsanweisung geben
für Zufriedenheit?
Was als Hilfe erscheint,
macht uns unselbständig.
Und taub.
Und leer.
Vielleicht hat man den Menschen beigebracht,
wie man fühlen soll.
Und dabei verlernt,
wie man fühlt.
So wächst ein Ego,
das nichts mehr spürt,
außer sich selbst.
Ich wundere mich nicht mehr,
dass die Welt so kalt ist.
© Erika Flickinger
Beitragsbild: Ein abgerissenes Kalenderblatt auf einem Nachttisch – fotografiert von Julia Taubitz (Unsplash)
