Ich will ihn/sie aber haben
Etwas auf das ich in meiner Beratungspraxis regelmäßig treffe ist das unbedingt wollen eines anderen Menschen.
Aussage wie „Ich kann ohne den anderen nicht leben.“
„Ich liebe ihn aber so sehr.“
Sind Aussagen, die nur auf einen selbst verweisen. Das Wort Ich kommt sehr oft vor und sollte durch die Frage ersetzt werden, ob der/die andere das auch tut/wünscht/will, mit einem selbst zusammen zu sein.
Was mir immer wieder auffällt, ist die Fixierung auf sich selbst und das Übersehen, was denn dein Gegenüber will.
Man kann sehr wohl ohne den anderen leben, man will es nur einfach nicht.
Liebe kann man nicht erzwingen, auch nicht durch Rituale, einen Aufgabenkatalog oder durch Seminare, in denen man dir erzählt, wie man sich wirklich selbst liebt, so dass der andere einem lieben kann.
Viele der angepriesenen Coachings, Seminare, Workshops dienen nur einem Sinn, sich zu bereichern, oder in der Dualseelenszene einen der oberen Ränge einzunehmen.
Es geht um Termine, Rankingplätze im Netz, Besucherzahlen auf den Seminaren, den Verkauf eigener Artikel usw.
Doch geht es in den wenigsten Fällen um dich selbst.
Und solche Veranstaltungen und Angebote schießen wie Pilze aus dem Boden, die Blühen und gedeihen und bringen den Veranstaltern reiche Ernte.
Leider habe ich noch nie jemanden kennengelernt, der durch all dies, was im Bereich Dualseelen angeboten wird, mit seiner Liebe zusammengekommen wäre.
Es ist jedem selbst überlassen, was er mit seinem Geld macht. Es ist auch jeden selbst überlassen, wie er seine Abhängigkeit von einem anderen Menschen lebt, ob er sich daraus befreien möchte oder darin verharren.
Du wirst jedoch keine Heilung- oder Erleuchtung finden, wenn Du dich weigerst, aus einer Situation der Abhängigkeit herauszutreten und wieder ein selbstbestimmtes und dir selbst gegenüber liebevolles Leben zu führen.
Manchmal bin ich schon erschüttert, zu sehen, was manch ein Liebender schon durchgemacht, „gelernt“, aufgelöst, bearbeitet und sonst was hat, gegen teures Geld und viel Zeitaufwand. Aber der so begehrte Mensch geht noch immer seiner Wege.
Man wird dabei zumeist in einem Kreislauf festgehalten, der nicht gut ist, seelisch sowie mit der Zeit auch körperlich nicht förderlich ist.
Was ich oft zu erklären versuche, dass wenn man sich von dem Menschen verabschieden kann, der sich von einem selbst verabschiedet hat, kann man erst offen werden, für den Menschen, der einem wirklich liebt.
Und meine Lieben, es kann euch erst besser gehen, wenn ihr akzeptiert, dass der andere vielleicht „nicht will.“ Oder aber, dass tatsächlich eure Zeit noch nicht da ist.
Auch eine Erfahrung aus meiner langen Beratungszeit ist:
„Was zusammengehört, wird zusammenfinden.“
Ich habe viele Pärchen dabei, die sich nach vielen Jahren erst wirklich gefunden haben.
Manche trennten sich in der Jugend, um in späteren Jahren wieder zusammenzufinden.
Bis dorthin lebten sie ein eigenes erfülltes Leben, jeder für sich. Oder ein Leben voller Erfahrungen, durch die einer oder beide erst reif für die gemeinsame Zeit wurden.
Und hier brachte das Leben beide auf recht originelle Weise wieder zusammen.
Manche, die jemanden lieben, haben noch einen weiten Weg vor sich, um zu erkennen, dass Liebe nicht von einem selbst gewählt wird. Sondern, die Liebe wählt aus, wohin sie will.
Erst wer diese Reife hat, zu erkennen, dass man einen anderen in keiner Weise zwingen, überreden oder sonst wie dazu bringen kann, einem selbst zu lieben, ist auch reif und bereit, seine Dualseele zu treffen.
© Erika Flickinger